Gentz

Gentz
Gẹntz,
 
1) Friedrich, Publizist und Politiker, * Breslau 2. 5. 1764, ✝ Wien 9. 6. 1832, Bruder von 2); trat 1785 in preußische Dienste, war 1793-1802 Kriegsrat. Gentz stand den Zielen der Französischen Revolution anfänglich positiv gegenüber, änderte aber seine Haltung aufgrund von E. Burkes Schrift »Reflections on the revolution in France« (1790), die er selbst (1793-94) ins Deutsche übersetzte und kommentierte. Seine Hinwendung zu antirevolutionären Ideen sowie seine Analyse des Phänomens der modernen Revolution ließen ihn in Verbindung mit seinem Widerstand gegen die napoleonische Machtpolitik zum führenden deutschen Staatsdenker des 19. Jahrhunderts aufsteigen. Von seinen konservativen Grundgedanken ausgehend, trat er für die Überwindung des preußisch-österreichischen Gegensatzes ein; jedoch standen der Kampf gegen Napoleon I. und die Idee der Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichts im Vordergrund seines Denkens. Seit 1803 war Gentz in Wien als politischer Publizist tätig; 1810 wurde er durch K. W. Fürst von Metternich zum Aufbau einer offiziösen Presse (»Österreichischer Beobachter«) verpflichtet. Als außerordentlicher österreichischer Hofrat (1813) errang Gentz an der Seite Metternichs besonders mit dem Wiener Kongress (1814-15) in der deutschen Bundespolitik und in der europäischen Kongressdiplomatie großen politischen Einfluss. Durch seine Gegnerschaft gegen die nationalen und konstitutionellen Zeittendenzen wurde Gentz Exponent der vormärzlichen Reaktion.
 
Ausgabe: Staatsschriften und Briefe, herausgegeben von H. von Eckard, 2 Bände (1921, Auswahl).
 
 
G. Mann: F. von G. (Zürich 1947);
 J. Baxa: F. G. (Wien 1965).
 
 2) Heinrich, Baumeister, * Breslau 5. 2. 1766, ✝ Berlin 3. 10. 1811, Bruder von 1); Vertreter des Frühklassizismus, ausgebildet bei K. von Gontard. Eine Studienreise (1790-95) führte ihn u. a. nach Rom, Paestum und Sizilien. 1795 wurde er Oberhofbauinspektor in Berlin, ab 1796 wirkte er dort als Professor an der Akademie. Gentz trat für eine Erneuerung der Baukunst unter Rückgriff auf Formen der griechischen Antike ein und wurde damit ein Vorläufer K. F. Schinkels.
 
Werke: Münze in Berlin (1798-1800; 1888 nach Brand abgerissen); Ausgestaltung des großherzoglichen Schlosses in Weimar (Festsaal, Treppenhaus, 1801-03; unter Mitwirkung von Goethe); Herrenhaus in Steglitz (1804; unter Benutzung von Plänen F. Gillys); Mausoleum der Königin Luise im Charlottenburger Schlosspark (1810-11; unter Beteiligung von K. F. Schinkel).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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